Liebe Gemeinde!
In der zweiten Septemberwoche durfte ich beim Jubiläum meiner Berufsgruppe in Trier dabei sein. Neben Festtagsreden und Glückwünschen gab es mehrere inhaltliche Impulse von Prof. Dr. Clarissa Vilain (KFH Mainz). Der erste war der Blick in die vergangenen 100 Jahre. Was hat sich da alles verändert. Ich war dankbar für meine Kolleginnen in den Anfängen, die als Seelsorgehelferinnen die schwierigen Schritte in der Seelsorge und das noch als Frau gegangen sind. Diese Gemeindereferentinnen waren engagierte und mutige Frauen nicht nur in unserem Bistum. Der Kampf um die Rolle der Frau in der Kirche ist noch lange nicht zu Ende, aber der Weg für die haupt-amtlichen Laienseelsorger*innen wurde für die heutigen Gemeindereferent*innen und Pastoralreferent*innen etwas geebnet. Es war schön, bekannte Weggefährten wiederzusehen und erstaunlich, wieviel unterschiedliche Charismen in der Berufsgruppe zu erleben sind. Mir wurde wieder einmal bewusst, wie gerne ich noch nach 36 Jahren in diesem „Beruf“ im Namen des Herrn unterwegs bin. Wenn auch Einiges schwieriger oder anders geworden ist, macht es mir immer noch Freude, mit Jung und Alt, bei Freud und Leid, Menschen zu begleiten.
Ein Impuls hieß: Dankbarkeit für den Weg – Hoffnung für das was kommt.
Dabei gab es angeregte und emotionale Diskussionen im Kollegium. Ich selbst erlebe mit Traurigkeit, dass es Liebgewonnenes in Gemeinden nicht mehr gibt oder bald nicht mehr geben wird. Ich war 1989 in Niederzissen und Wehr im Anerkennungsjahr; aus anfänglich 2 Gemeinden sind heute 8 Pfarrbezirke mit etlichen Filialen in einer Pfarrei Brohltal Herz Jesu geworden. Und das im Vergleich mit weniger als der Hälfte hauptamtlicher Seelsorger*innen. Gott sei Dank gibt es viele engagierte Gemeindemitglieder, auch wenn diese gefühlt weniger werden. Natürlich sinkt die Anzahl der Katholik*innen, sei es durch Tod oder Kirchenaustritt. Veränderungen gibt es nicht nur im Pfarrgemeinderat durch die Wahl am 8./9. November. In fast allen Pfarrbezirken haben sich Kandidat*Innen für die Wahl zur Verfügung gestellt. Auch bei den Sternsingern und Messdienern ist immer Bewegung. Einige Messdiener*innen haben aufgehört, aber auch wieder Neue angefangen. Ein Vergelt´s Gott all denen, die sich zurückziehen oder Platz für Andere machen und gutes Gelingen für alle Neuzugänge! Manche Veränderungen sind natürlich, vorauszusehen aber sinnvoll, manche sind schmerzhaft.
Aber wie sehen die nächsten 100 Jahre aus. Oft höre ich, teils auch wütend: „Ihr fahrt alles gegen die Wand!“ Dem muss ich widersprechen! Wir leben in einer sich verändernden Kirche und Gesellschaft und wenn notwendige Veränderungen in unserer Pfarrei umgesetzt werden, sind dies notwendige Reaktionen auf die Realität und das noch vorhandene Personal. Dabei meine ich nicht nur die hauptamtlichen Mitarbeiter*innen.
Hoffnung für das was kommt!
Natürlich kann man sich vieles schön reden, aber da gibt es kleine und schöne Pflänzchen im Bereich religiöse Angebote für Kinder und Jugendliche an unterschiedlichen Orten. Ob die Kinderkirchen, Familiengottesdienste, Mitmachgebet, Familiencafé oder die „Aktion Friedhof“ der KaJu Kempenich. Die Erstkommunionvorbereitung hat angefangen und wir erleben Kinder, Katecheten und Familien, die sich auf die Vorbereitung und das Fest freuen. Auch die Anmeldung für die Firmvorbereitung hat begonnen. Es ist erfreulich, wie viele Jugendliche sich noch in unterschiedlichen Modellen auf die Suche nach dem Hl. Geist in ihrem Leben machen. Bemerkenswert sind auch immer wieder die Angebote die von den Lokalen Teams vor Ort entstehen und durchgeführt werden. Erfreulich war auch der 30. Geburtstag des Gospelchores Burgbrohl und das Jubiläumskonzert zugunsten des Hochaltares war eine gelungene Veranstaltung.
Und noch einmal: Wie sehen die nächsten 100 Jahre aus?
Ich bin kein Prophet, aber es wird sich Einiges ändern. Die Zahl der Christen wird sinken und auch die Priesterzahlen und die Zahlen der hauptamtlichen Seelsorger*innen werden drastisch zurückgehen, ob es dann noch eine Kirchensteuer gibt, die den ganzen Verwaltungsapparat finanzieren kann, ist ebenfalls fraglich. Momentan machen wir uns auch Sorgen und Gedanken welche Immobilien sich die Pfarrei in Zukunft noch „leisten“ kann.
Nur dort kann etwas bestehen bleiben, wo Menschen für etwas brennen, dann wird sich zeigen, ob unser Glaube nicht nur etwas Privates ist, sondern in der Gemeinschaft mit Gleichgesinnten gefeiert und gelebt werden möchte. Dazu benötigen wir Mut und Gottes Geist. Lasst uns alle an der Kirche von morgen mitarbeiten! Es lohnt sich!
Frohes Wirken wünscht Ihr/euer Gemeindereferent Rainer Schönhofen