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St. Remigius Wassenach

Der hl. Remigius, Bischof von Reims, taufte 496 den Frankenkönig Chlodwig, was der Verbreitung des Christentums in Europa einen besonderen Schub gab. Die Taufszene ist über dem Eingangsportal der Kirche dargestellt. Der kleinere Kirchturm stammt von einer älteren Kapelle, die 1322 erstmals erwähnt wird. Die jetzige neoromanische Kirche wurde 1852 geweiht, acht Jahre nach der Erhebung Wassenachs zur Pfarrei. Der hohe Turm war erst 1898 vollendet. In ihm läuten vier Glocken: die Remigius-Glocke von 1560, sowie die Christkönigs-, Muttergottes- und Josefsglocke, alle von 1952. Altar, Ambo, Kreuz und Osterleuchter wurden 1974 von Hans Gerhard Biermann von den Maria Laacher Kunstwerkstätten aus Muschelkalk und/oder Bronze gefertigt. Der Hochaltar von 1771 aus Marmor enthält den Tabernakel und zeigt die Bischöfe Augustinus, Remigius und Ambrosius, sowie die Märtyrer Sebastian und Luzia. Der Kreuzweg aus Terrakotta wurde um 1900 hergestellt. Die romantische Orgel von 1854 wurde 1975 grundlegend restauriert. Das Fenster der Taufkapelle ist in Bild und Farbstellung eine Auslegung der Taufe.

nach einer Kirchenbeschreibung von Horst Wilbert (+)


1. Zur Geschichte der Pfarrei

Wassenach war lange Jahre nicht eigenständig. Bis 1844 gehörte man zu den Pfarreien Nickenich und Burgbrohl. Gegen eine Selbstständigkeit votierten immer wieder die Pfarrer von Nickenich und Burgbrohl, sie befürchteten existentielle Verluste und damit kein auskömmliches Einkommen mehr.

Nach langem Drängen und Zahlung einer Abfindung von 559 Talern genehmigten die preußische Regierung und die Bezirksregierung in Koblenz die Abtrennung. Die kanonische Errichtung der Pfarrei wurde dann am 15. Juli 1844 von Bischof Arnoldi bekanntgegeben.

2. Die Entstehung der Kirche

Eine erste Kapelle wird bereits im Jahre 1320 erwähnt. Von ihr ist nur noch der Turm erhalten, der kleinere der beiden Kirchtürme. Allerdings haben dendrochronologische Untersuchungen (Holzalterbestimmung) während der Bauphase 2018 ergeben, dass dort Gebälk aus dem Jahre 1201 verwendet wurde. Im 15. Jahrhundert erweiterten die Burgherren von Kolb, die im heutigen Burghaus wohnten, die Kapelle, die im Jahre 1755 durch Erdbeben stark beschädigt wurde. Da die Kirche nicht genügend Platz bot, wurde 1760 die Frage eines Neubaus diskutiert, wegen der Finanzlage der Kirche und der Gemeinde aber nicht verfolgt, sondern es wurden nur Reparaturen durchgeführt und ein neues Kirchendach hergestellt.

Nach der Errichtung als Pfarrei erwachte der Wunsch nach einer neuen Kirche und so begannen 1850 die Bauarbeiten mit dem Abriss der alten Kirche und der Grundsteinlegung auf der Basis der vom Koblenzer Architekten Hermann Nebel geschaffenen Baupläne. Die neue Kirche, im neoromanischen Stil errichtet, konnte bereits 1852 geweiht werden, sie hatte etwa 8.000 Taler gekostet. Allerdings wurde der hohe Kirchturm erst 1898 vollendet, der kleine Turm sollte zwar abgerissen werden, aber er blieb erhalten, da man kein Geld mehr hatte.

3. Der Namenspatron

Die Kirche ist dem heiligen Remigius geweiht. Remigius wurde 436 geboren und starb 533. Sein Patronatsfest ist am 1. Oktober. 458 wurde er Bischof von Reims und wirkte entscheidend bei der Christianisierung der Franken mit. Höhepunkt seines Episkopats war die Taufe des Frankenkönigs Chlodwig I. an Weihnachten 498.

Die Taufszene ist in Stein gehauen und befindet sich über dem Portal der Kirche.

Reims ist nicht weit von unserer Partnergemeinde Sommepy gelegen und dort steht auch die Basilika Saint Remi, die über dem Grab des hl. Remigius errichtet wurde.

4. Die Baustruktur

Die Kirche ist eine dreischiffige Hallenkirche im neoromanischen Stil. 1956 wurde eine neue Sakristei angebaut und 1960 eine Heizung installiert.

1974 machte man einen Durchbruch von der Kirche zum alten Turm und schuf in dessen Erdgeschoss eine Taufkapelle.

2018 wurde das Kirchendach einschließlich der beiden Turmdächer komplett erneuert, eine Baumaßnahme mit Kosten von rund 420.000 €.

Bei den Bauarbeiten entdeckte man in dem kleinen Turm Wandmalereien, die auf eine Wohnnutzung vor Umbau zum Glockenturm hindeuten.

1976 wurde der Innenraum der Kirche erneuert und die Innenausmalung wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt.

An größeren Sanierungen wurden unter anderem durchgeführt die Trockenlegung des Mauerwerks, die Sanierung des Treppenaufganges, die Restaurierung der Kirchenfenster und die Verpressung der Gewölberisse nach einem Erdbeben.

1990 schlug ein Blitz in den großen Turm ein und riss ein großes Loch in die Außenhaut, sodass der Turm neu eingedeckt wurde.

5. Das Innere

a) Glocken

Im hohen Turm läuten vier Glocken: die Remigius-Glocke von 1560, sowie die Christkönigs-, Muttergottes- und Josefsglocke, alle von 1952. Die Remigiusglocke hat auch die Abgabe zu Rüstungszwecken in beiden Weltkriegen wegen ihres historischen Wertes überdauert.

b) Orgel

Die Orgel wurde 1854 von Heinrich Hünd aus Linz erbaut, hat 36 Register und wurde 1975 grundlegend restauriert.

c) Altar

Der Hochaltar von 1771 aus Marmor enthält den Tabernakel und zeigt die Bischöfe Augustinus, Remigius und Ambrosius sowie die Märtyrer Sebastian und Luzia.

Der neue Altar wurde 1974 von Hans Gerhard Biermann von den Maria Laacher Kunstwerkstätten aus Muschelkalk geschaffen. Ambo, Kreuz und Osterleuchter wurden aus Muschelkalk und/oder Bronze ebenfalls von Herrn Biermann gefertigt.

d) Kreuzweg

Der Kreuzweg aus Terrakotta wurde um 1900 hergestellt.

e)Taufkapelle

Das Fenster der Taufkapelle ist in Bild und Farbstellung eine Auslegung der Taufe. Der Basaltrahmen um den Eingang kommt aus dem ehemaligen Kloster Tönisstein und trägt das Wappen der Karmeliter.

f) Sonstiges

Das Holzrelief zwischen Ausgangstür und Taufkapelle wurde von Hans Gerd Biermann geschaffen und ist eine Nachbildung der sogenannten Stalingradmadonna, die sich als Kohlezeichnung in der Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche befindet.

Dir Kirchturmuhr wird von einem mechanischen Werk angetrieben, das fast täglich aufgezogen werden muss. Sie stammt aus der Werkstatt der Fa. Zilliken aus Mayen, die wohl mit unserem ehemaligen Pfarrer Zilliken verwandt sind.

An der Außenwand des großen Turmes erinnert im Bereich des Portals eine Steinplakette an Pfarrer Josef Zilliken, der 1942 im KZ Dachau verstarb.

Die Figur der Gottesmutter datiert aus dem Ende des 18. Jahrhunderts, das Bildnis des hl. Josef ist neueren Datums.

Die Grabsteine des Adam von Kolb und seiner Frau Margarete von Daun sind in der Nordwand eingelassen.

Die Fenster aus dem Jahre 1928 stellen verschieden Szenen aus dem Leben Jesu dar und wurden von Wassenacher Familien gespendet.

Im Zuge der Veränderungen durch das 2. Vatikanische Konzil verschwanden die Predigtkanzel und die beiden Seitenaltäre.

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Wassenach, im April 2023

Zusammengestellt von Werner Willems

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